Erfolgreicher Anlass vom Institute of Queer Studies und Network: 10 Jahre gleichgeschlechtliche Partnerschaft in der Schweiz – und wann kommt die Ehe für alle?

Zu dem 10jährigen Jubiläum der Einführung des Gesetzes zur gleichgeschlechtlichen Partnerschaft fand am 4. November im Stadthaus Zürich eine Diskussionsrunde, organisiert vom Institut of Queer Studies (IQS), Zürich mit Unterstützung von network, dem Verein für schwule Führungskräfte statt.

Was hat dieses Gesetz bisher gebracht? Welche wesentlichen Erkenntnisse aus 10 Jahre Partnerschaftsgesetz (PartG) sind für die aktuelle Diskussion der „Ehe für alle“ zu ziehen? Über diese und anderen Fragen wurde an dieser wissenschaftlichen Veranstaltung mit der Stadtpräsidentin Corine Mauch und hochkaratigen Referenten das PartG analysiert. Die Veranstaltung fand mit über 100 Teilnehmern im voll besetzte Musiksaal des Stadthaus Zürich statt.

Stadtpräsidentin Corine Mauch betonte in ihrem Eröffnungsreferat die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz, und wie wichtig die Anerkennung von Diversität ist, um unsere liberale und aufgeklärte Gesellschaft weiter voran zu bringen.

Für Dr. iur. LL.M Michael Schöll, Vizedirektor beim Bundesamt für Justiz in Bern geht die Entwicklung klar in Richtung einer «Ehe für alle», basierend auf der Initiative von Grünliberalen in den 2000er Jahren. Eine andere Idee kann sein, beide Institutionen für alle geschlechtlichen Ausrichtungen zu öffnen. Er führte dabei aus, welche Voraussetzung verfassungsrechtlich nötig sind und nahm dabei insbesondere Bezug auf die aktuelle Situation in Deutschland und Frankreich.

Prof. Dr. Thomas Geiser von der juristischen Fakultät der Universität St. Gallen führte insbesondere seine persönlichen Erfahrungen mit einer Diskriminierung beim Wechsel nach St. Gallen ins Feld. Er arbeitet Unterschiede zwischen Ehe und eingetragene Partnerschaft (EP) hervor, auch über die Fallstricke im alltäglichen Leben inklusive Geschlechtszuordnung in der Steuererklärung. Statistisch gesehen gibt es zurzeit etwa 700 EP pro Jahr in der Schweiz statt, dabei 180 Auflösungen. Dies sei ein enormer Erfolg. Gerade die 58% Zustimmung für EP während der Volksabstimmung 2005 geben Hoffnung für die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung.

Das Abschlussreferat, eine praktisch-theologische Analyse des Partnerschaftsgesetzes hielt Frau Prof. Dr. Isabelle Noth, Theologin an der Universität Bern. Wie kann das Gesetz aus religiöser Sicht beurteilt werden? Im Jahr 1995 fand die erste kirchliche Trauung eines schwulen Paars in Bern statt. Wie sind homo Ehen in der Kirche gestaltet werden? Sie berichtet von Vorurteilen gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen, sie werden stets an der Institution Ehe gemessen. Aus ihrer Sicht leben wir alle in Beziehungen. Liebe ist in christlich-jüdischer Tradition Gerechtigkeit und damit nicht als heteronormativ definiert, sondern sie steht für alle offen.

Abschließend konnten noch weiterführende Gespräche im Rahmen des von Network unterstützen Apéros geführt werden.

 

Peter Ramge


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